Die Katze richtig barfen – diese Zutaten retten Ihrer Katze das Leben!

Barfen orientiert sich an dem Fressverhalten der Wildkatze und ist somit die ideale Fütterungsform für unsere Hauskatzen. Mit einer reinen Fleischfütterung ist es aber nicht getan, denn der Katzenorganismus kann einige lebensnotwendige Stoffe nicht selbst synthetisieren. Damit Sie Ihre Katze nicht unabsichtlich in einen Mangel füttern, erklären wir Ihnen die Besonderheiten des felinen Verdauungstrakts und worauf Sie beim Barfen Ihrer Katze achten müssen.

Afrikanische Wildkatze
Die afrikanische Wildkatze ist der Vorfahre unserer Hauskatzen
Jagd- und Fressverhalten der Wildkatze

Vorfahre der Hauskatzen ist die nordafrikanische Wildkatze, die als Einzeljäger vor allem kleine Nagetiere verspeist. Um mit diesen Beutetieren ihren Energiebedarf decken zu können, jagt und frisst sie über den Tag verteilt. Je nach Aktivität benötigt eine 5 kg Hauskatze umgerechnet 10-12 Mäuse pro Tag! Bei freier Verfügung frisst sie 16 mal am Tag kleine Portionen – im Gegensatz zum Wolf, der im Rudel jagt, seine Beute verschlingt und eine periodische Nahrungsaufnahme zeigt. Katzen verschlingen in der freien Wildbahn die kompletten Beutetiere, mitsamt Fell, Knochen, Blut und Verdauungstrakt, die wichtige Nährstoffe liefern. Sofern Sie keine ganzen Futtertiere verfüttern, sollte diese Tatsache beim Erstellen Ihres Barf-Speiseplans für Ihre Katze berücksichtigt werden.

Mineralstoffe

Mineralstoffe sind anorganisch und können aus diesem Grund vom Säugetierorganismus nicht hergestellt werden, sondern müssen über die Nahrung aufgenommen werden. Zu den sogenannten „Mengenelementen“ gehören Phosphor und Calcium, die die Hauptbestandteile im Zahn- und Knochenaufbau darstellen. Das Verhältnis von Calcium zu Phosphor sollte immer zwischen 1 und 1,5 betragen.

Kalium und Natrium spielen eine entscheidende Rolle im Flüssigkeitshaushalt des Körpers und sind wichtig für die Reizübertragung zwischen Nerven- und Muskelzellen.

Eisen ist ein sehr wichtiges Spurenelement, das zwar nur in geringer Menge im Körper vorkommt, aber eine wichtige Aufgabe erfüllt: Es ist ein Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin, das Sauerstoff durch den Körper transportiert.

Kupfer ist sehr wichtig für die Bildung von Bindegewebe und Blutzellen. Außerdem sorgt es für die Färbung der Haut und des Fells.

Bei einem Zinkmangel leidet nicht nur das Immunsystem der Katze, sondern auch die Haut und Schleimhaut, für deren Gesundheit Zink essentiell ist.

Ohne Jod kann der Körper keine Schilddrüsenhormone herstellen, so dass die Energieaufnahme aus dem Futter nicht richtig gesteuert werden kann.

Unsere Beispielkatze mit 4kg

Für unsere 4kg schwere Beispielkatze haben wir die Bedarfstabellen aus dem NRC 2006 (national research council – nutrient requirements of cats and dogs) zugrunde gelegt. Für den Energie- und Proteinbedarf rechnen wir mit dem s.g. metabolischen Körpergewicht, dabei wird das Körpergewicht der Katze hoch 0,67 genommen. Rechnet man mit dem normalen Körpergewicht, hat das zur Folge, dass der Energiebedarf überschätzt wird. Da dieser allerdings sowieso von Katze zu Katze unterschiedlich ist – Bewegung, Rasse, Temperament, Stoffwechselleistung und damit der Energieverbrauch variieren stark – muss die Futtermenge immer individuell angepasst werden. Nimmt Ihre Katze zu, dann verringern Sie das Futter, nimmt Sie dagegen ab, dann füttern Sie etwas mehr. Unsere Beispielkatze soll Ihnen dabei helfen, ein Gefühl für gesunde Katzenernährung zu entwickeln. Bei den einzelnen Tagesbedarfswerten steht immer dabei, ob wir uns auf das metabolische oder das normale Körpergewicht beziehen.

Mineralstoffbedarf

  Bedarf pro kg KM/Tag Bedarf 4kg Beispielkatze
Calcium 45 mg 180 mg
Phosphor 40 mg 160 mg
Magnesium 6 mg 24 mg
Natrium 80 mg 320 mg
Kalium 80 mg 320 mg
Eisen 1,3 mg 5,2 mg
Kupfer 0,08 mg 0,3 mg
Zink 1,2 mg 4,8 mg
Mangan 0,08 mg 0,3 mg
Jod 360 µg 90 µg

*Bedarf errechnet sich pro kg Körpergewicht

Katze frisst Knochen
Knochen enthalten besonders viel Calcium, sollten aber immer roh verfüttert werden. Durch Erhitzen werden sie brüchig und können splittern

Vitamine?

Die Katze kann nur Vitamin C selbst herstellen, alle anderen Vitamine müssen aus der Nahrung aufgenommen werden. Anders als der Hund, kann die Katze auch aus β-Carotinen kein Vitamin A herstellen, weswegen sie einen erhöhten Bedarf hat.

Rolle der Vitamine im Organismus

Vitamin Bedarf 4kg Katze Aufgabenbereich Vorkommen
Vitamin A 240 IE (≙ 72 µg) Haut, Schleimhaut, Sehkraft Leber, Lebertran, Eigelb
Vitamin D 16 IE (≙ 0,4 µg) Calciumstoffwechsel Leber, Lebertran, Eigelb
Vitamin E 2,4 mg Natürliches Antioxidans, Immunsystem Distelöl, Avocadoöl
B-Vitamine Vit. B1: 2560 µgVit. B2: 264 µg
Vit. B6: 160 µgVit. B12: 1,4 µg
Nervensystem, Fell, Haut Pansen, Bierhefe, Eigelb, Fleisch, Innereien
Vitamin C Natürliches Antioxidans, Aufbau von Bindegewebe und Knochensubstanz, Energiestoffwechsel Wird in der Leber der Katze in ausreichender Menge hergestellt

Vitamin A

Anders als Hunde können Katzen aus β-Carotinen kein Vitamin A herstellen, weswegen auf einen ausreichend hohen Gehalt im Futter geachtet werden muss. Vitamin A ist wichtig für die Haut, die Schleimhäute und das Sehvermögen.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an Vitamin A liegt bei 60IE/Kilogramm Körpergewicht der Katze. Vitamin A kommt vor allem in der Leber oder im Lebertran vor. Eine 4 kg schwere Katze ist beispielsweise mit einem halben Teelöffel Lebertran pro Woche optimal versorgt.

Vorsicht: Hypervitaminose A
Vitamin A kann vom Körper weder verstoffwechselt noch ausgeschieden werden, sodass es bei einer einer Überversorgung zu einer „Vergiftung“ mit dem Vitamin kommen kann. Die Folgen können sehr dramatisch sein: Bei erwachsenen Katzen kann die Halswirbelsäule verknöchern, die Haut verdicken, die Leber verfetten und die Nieren beeinträchtigt werden; bei Katzenwelpen kann es zu Skelettmissbildungen kommen.

Folgen bei einem Mangel: Fortpflanzungsstörungen, verringertes Sehvermögen, Hautveränderungen

Leber
Leber enthält sehr viel Vitamin A und D.

Niacin/Nikotinsäure

Katzen können aus Tryptophan nicht ausreichend Niacin bilden, das eine entscheidende Rolle in der Regulation des Blutzuckerspiegels spielt.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an Niacin liegt bei 660 µg/Kilogramm Körpergewicht der Katze. Fleisch und Fisch sind besonders reich an Nikotinsäure, so dass bei einer fleischreichen Ernährung der Bedarf in der Regel gedeckt ist.

Folgen bei einem Mangel: Dermatitis, Durchfall, Demenz, Juckreiz, Anorexie

Essentielle Aminosäuren

Es gibt zwei für die Katze essentielle Aminosäuren, die ihr Organismus nicht selbst herstellen kann und die aus diesem Grund mit der Nahrung aufgenommen werden müssen:

Taurin

Das Enzym „Cysteinsulfinsäuredecarboxylase“ (keine Angst, den Namen müssen Sie sich nicht merken) weist bei unseren Stubentigern eine sehr niedrige Aktivität auf, was dazu führt, dass die Katze, anders als unsere anderen Haussäugetiere, aus der Aminosäure Methionin kein Taurin herstellen kann. Taurin ist zwar in hochwertigen Proteinträgern wie Muskelfleisch oder Herz enthalten, wird aber beim Kochen zerstört. Aus diesem Grund bietet die Rohfleischfütterung hier einen großen Vorteil. Allerdings sollte man trotzdem auf eine ausreichende Versorgung achten.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an Taurin liegt bei 50 mg/kg Körpergewicht, unsere 4kg Beispielkatze wäre mit 2 Mäusen á 45 Gramm also ausreichend versorgt. Die üblichen Fleischsorten, wie Rind oder Huhn enthalten weit weniger Taurin, allerdings können Sie Taurin auch in Pulverform  zufüttern.

Maus gewolft
Mausfleisch, ob gewolft oder als ganzes Futtertier verfüttert, enthält besonders viel Taurin.

Tauringehalt ausgewählter Futtermittel pro 100g Ausgangsmaterial:

Futtermittel roh (mg) gekocht (mg)
Mageres Rindfleisch 36 6,0
Rinderleber 19 7,3
Rinderniere 23 7,6
Huhn 34 8,2
Maus 240

Folgen bei Taurinmangel: Netzhautdegeneration bis hin zur Blindheit, Bildung von Thrombozytenaggregaten (d.h. Zusammenlagern von Blutplättchen – als Folge entsteht im schlimmsten Fall eine Thrombose), dilatative Kardiomyopathie (d.h. Herzerkrankung), Reizbarkeit, Totgeburten. (Quelle)

Arginin

Im Katzenorganismus weist das Enzym „Arginase“, das Arginin abbaut, eine sehr hohe Aktivität auf, weswegen Katzen einen sehr hohen Verbrauch dieser Aminosäure haben. Arginin hat eine wichtige Aufgabe im Harnstoffzyklus: Ohne Arginin kann Ammoniak nicht zu Harnstoff umgebaut werden. Übersteigt der Ammoniakgehalt im Körper die Toleranzgrenze, vergiftet er von innen heraus den Körper.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an Arginin liegt bei 0,8 g/100 g Trockensubstanz der Futtermenge. Bei einer fleischreichen Fütterung ist der Argininbedarf gedeckt.

Folgen bei einem Mangel: Ammoniakvergiftung mit Erbrechen, Hyperästhesie (d.h. ein erhöhtes Schmerzempfinden), Überaktivität, Atemnot, Zyanose (d.h. eine Blauverfärbung der Schleimhäute aufgrund einer verringerten Durchblutung) à kann innerhalb von Stunden zum Tod führen

Katze rohes Fleisch – Barf
Ist der Grundbaustein in der Katzenernährung Fleisch und damit hochwertiges Protein, ist der Bedarf an Arginin und Taurin in der Regel gedeckt.

Essentielle Fettsäuren für die Katze

Fette sind wichtige Energielieferanten für unsere Hauskatzen, enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, die unsere Stubentiger nicht selbst herstellen können, und sind notwendig, damit die fettlöslichen Vitamine A, D, E und Ka im Darm resorbiert werden können. Besonders Fischfett enthält viele ungesättigte Fettsäuren und ist dadurch eine wertvolle Futterergänzung.

Arachidonsäure

Bei Katzen arbeitet das Enzym δ-6-Desaturase in einem geringeren Ausmaß als bei anderen Haustieren, weswegen sie aus Linolsäure keine Arachidonsäure herstellen können und diese zwingend mit der Nahrung aufnehmen müssen.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an Arachidonsäure liegt bei 1,5mg/ kg Körpergewicht der Katze (4kg schwere Beispielkatze: 6mg). Diese n6-Fettsäure kommt nur in tierischen Geweben vor, hier allerdings – bei einer artgerechten Fütterung – in ausreichender Menge. Eine Vorstufe der Arachidonsäure ist in Nachtkerzen-Öl enthalten, das unterstützend gefüttert werden kann.

Folgen bei einem Mangel: Fortpflanzungsstörungen, struppiges Fell

Linolsäure

Genau wie für Hunde sind für Katzen die Omega-6-Fettsäuren Linol- und alpha-Linolensäure essentiell. Linolsäure ist das Ausgangsprodukt vieler weiterer Fettsäuren und aus diesem Grund besonders wichtig für die Katze. Außerdem steuert sie den Wasserhaushalt der Haut und sorgt dafür, dass diese elastisch und strapazierfähig bleibt.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an Linolsäure liegt bei 0,14g/kg Körpergewicht der Katze (4kg schwere Beispielkatze: 0,56g)

Linolsäuregehalt ausgewählter Futtermittel pro 100g Ausgangssubstanz

Nahrungsmittel Gehalt
Pferd, Muskelfleisch 0,1 g
Rind, Kopffleisch 0,6 g
Rohes Eigelb 5,5 g
Nachtkerzenöl 52 g
Rindertalg 2,8 g

Folgen bei einem Mangel: trockene Haut, schuppiges & glanzloses Fell, Haarausfall, Juckreiz, verzögerte Wundheilung

Katze Hautprobleme
Ein Mangel an essentiellen Fettsäuren kann zu Hautproblemen führen.

alpha-Linolensäure

Genau wie Linolsäure ist die alpha-Linolensäure für die Katze essentiell. Diese Omega-3-Fettsäure ist der Grundbaustein für die Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), welche entzündungshemmend wirken. Darüber hinaus ist die alpha-Linolensäure wichtig für die Aufrechterhaltung einer funktionierenden Membran im Nervengewerbe.

Der Tagesbedarf einer erwachsenen Katze an alpha-Linolensäure liegt bei 5mg/kg Körpergewicht der Katze (4kg schwere Beispielkatze: 20mg). alpha-Linolensäure findet sich in hoher Anzahl vor allem in Lein– oder Lachsöl. Das Öl vom Lachs eignet sich auch sehr gut für Ihren Hund als Ergänzung. 

Folgen bei einem Mangel: entzündliche Hautveränderungen.

Dann doch lieber Fertigfutter?

Ein häufiges Argument für Fertigfutter der Futtermittelhersteller und der Tierärzte ist, dass alle benötigten Stoffe in ausreichender Konzentration enthalten sind. Diese Aussage ist so nicht falsch, allerdings liegen die Nährstoffe oft in synthetischer Form vor. Oftmals gibt es keine Studien über die Wirksamkeit der künstlichen Nährstoffe. Außerdem ist in vielen kommerziellen Trockenfuttersorten Getreide als billiger Füllstoff enthalten, das Katzen krank macht und sogar zu ihrem Tod führen kann. Mehr darüber, warum wir so manches Trockenfutter als Sterbehilfe im Katzenhaushalt sehen, lesen Sie hier.

Wenn Sie dagegen beim Barfen Ihrer Katze die oben genannten Punkte beachten und sich am natürlichen Fressverhalten der Katzen orientieren, können Sie Ihrer Katze das Leben retten. Sollten Sie Fragen zum Barfen haben, wenden Sie sich gerne an unsere Futterhotline unter der 2151-15407-0.

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