Die Unwahrheiten rund ums Barf

Hunde werden durch Frischfleisch aggressiv, sie werden krank und sie können einer Salmonellenvergiftung erliegen. Rund um das Barfen ranken so viele Mythen und Unwahrheiten, dass aus ihnen durchaus spannende Geschichten geschrieben werden könnten. Andere Unwahrheiten entwickeln sich hingegen aus der Unkenntnis von Hundehaltern und verbreiten sich über das Internet. An dieser Stelle räumen wir mit den größten Mythen auf und erklären Ihnen, was sich hinter den Erzählungen verbirgt.

Foto: Martina Goslar / pixelio.de
Foto: Martina Goslar / pixelio.de

Mythos Nummer 1: Hunde brauchen kein Gemüse

Hunde sind Carnivoren. Das bedeutet, dass sie sich in erster Linie rein von Fleisch ernähren und Gemüse, Obst oder pflanzliche Bestandteile rein durch ihre Beutetiere aufnehmen. Hieraus entstand der Mythos, dass beim Barfen überhaupt kein Gemüse gefüttert wird und Sie Ihren Hund rein mit Fleisch ernähren. Diese Annahme ist falsch. Um eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen und den Mageninhalt der Beutetiere zu imitieren, füttern Sie neben Fleisch auch Gemüse. Wie wir im Rahmen des Futterplans erklärten, liegt das Verhältnis ungefähr bei 80:20.

Achtung
Lassen Sie sich nicht von der Katzenernährung durch das Barfen verunsichern. Katzen ernähren sich tatsächlich fast ausschließlich von Fleisch – der Speiseplan bei Katzen sieht in der Tat vollkommen anders aus, als beim Hund.

Mythos Nummer 2: Beim Barf entsteht eine Unterversorgung

Diese Unwahrheit leuchtet Ihnen ein? Immerhin enthalten Fertigfutter doch alles, was ein Hund benötigt? Nun, durch Fastfood stirbt ein Mensch ebenfalls nicht. Fertigfutter enthalten zwar die Nährstoffe, die Ihr Hund benötigt, doch sind sie oftmals künstlich hergestellt und für den Hund nicht geeignet. Eine andere Problematik ist, dass die Futtermittel nicht auf Ihren Hund zugeschnitten sind. Die Produkte decken die ganze Bandbreite ab – vom Chihuahua bis zum leistungsorientierten Jagdhund. Beachten Sie die tatsächlichen Bedürfnisse Ihres Hundes und stellen Sie den Futterplan durchdacht zusammen, leidet Ihr Hund an keinerlei Unterversorgung.

Mythos Nummer 3: Barfen können nur Profis

Auch dies ist ein gern genommenes Argument, welches gegen das Barfen spricht. Doch können Sie es ganz leicht widerlegen. Sobald Sie auf die korrekte Zusammenstellung der Mahlzeiten achten, Knochen, Fleisch, Innereien und Gemüse ausgewogen in das Barf integrieren, wird Ihr Hund vollkommen gesund ernährt. Nutzen Sie spezielle Futtermittelrechner, orientieren Sie sich in der Anfangszeit an Barf Rezepten und lassen Sie den Gesundheitszustand Ihres Tieres regelmäßig überprüfen. Schon stellen Sie sicher, dass Sie keine Fehler begehen.

Übrigens
Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn Sie mit dem Vorwurf konfrontiert werden, Sie könnten nicht Barfen. In den meisten Fällen wird dieses Argument nur von den Hundehaltern gebracht, die ausschließlich die Zusammensetzung von Supermarktfutter kennen.

Mythos Nummer 4: Hunde bekommen durch rohes Fleisch Würmer

Ernähren Sie Ihren Hund mit Barf, wird er innerhalb kürzester Zeit Bandwürmer haben. Diese Furcht ist so irrational wie unlogisch. Ihr Frischfleisch stammt von Schlachthöfen, Metzgern oder spezialisierten Rohfleischlieferanten und unterliegt er allgemeinen Lebensmittelkontrolle. Jeder Schlachthof wird überwacht und das Schlachtfleisch kontrolliert. Davon abgesehen sterben Eier von Bandwürmern durch das Einfrieren des Fleisches. Da Sie ohnehin größere Fleischmengen lagern und somit einfrieren, wird Ihr Hund – zumindest durch das Barf – keine Würmer aufnehmen.

Achtung
Auf die Wurmkur sollten Sie dennoch nicht verzichten. Ihr Hund hat während der Spaziergänge unzählige Möglichkeiten, Würmer aufzunehmen.

Mythos Nummer 5: Einzig Trockenfutter hilft gegen Zahnerkrankungen

Dieser Mythos zieht sich durch die gesamte Welt der Haustiere. Katzen und Hunde benötigen angeblich Trockenfutter, um nicht an Zahnstein zu leiden. Kaninchen benötigen Trockenfutter und getrocknetes Brot, damit die Zähne nicht zu lang werden. Fakt ist: Jede dieser Behauptungen ist falsch. Zum einen ist das Trockenfutter viel zu klein, um tatsächlich die Zähne reinigen zu können. Zum anderen weicht es durch den Speichel direkt auf – ein etwaiger Reinigungseffekt geht verloren. Möchten Sie dem Zahnstein wirklich vorbeugen, ist Barf Ihr Mittel der Wahl. Hunde – und auch Katzen – müssen beim Barfen richtig kauen, nagen das Fleisch von Knochen ab, kauen stundenlang auf Knochen herum und reinigen sich somit gleich mit jeder Mahlzeit die Zähne.

Mythos Nummer 6: Knochen töten Hunde

Diese Unwahrheit kommt gleich nach dem Mythos, dass Barf nicht die Zähne reinigt. Immerhin splittern Knochen direkt und Ihr Hund wird irgendwann an einem Knochensplitter ersticken. Oder mindestens einen Darmverschluss erleiden. Stellen Sie doch die Gegenfrage: Sterben Wölfe nach ihren Mahlzeiten oder lassen Wölfe die Knochen eines erlegten Kaninchens liegen? Nein. Hunde können problemlos Knochen zerbeißen und aufnehmen. Einzig ändert sich der Kot durch die Knochenaufnahme, was allerdings keine Schwierigkeit darstellt. Sie sollten nur darauf achten, keine gekochten Knochen zu füttern und in der Anfangszeit den Knochenanteil nicht zu hoch anzusetzen.

Wolfshund beim fressen eines Kalbsröhrenknochen.
Wolfshund beim fressen eines Kalbsröhrenknochen.

Mythos Nummer 7: Durch das Barfen werden Hunde gefährlich

Füttern Sie Ihrem Haushund rohes Fleisch, wird er mit einem Mal zum blutrünstigen Monster, welches Sie bald schon zerfleischt. Diese Unwahrheit hält sich hartnäckig und könnte den Stoff für einen viertklassigen Horrorfilm liefern. Es handelt sich jedoch rein um einen sinnlosen Mythos. Zum einen können Hunde Futter vom Menschen unterscheiden, zum anderen wird Ihr Hund Sie nicht angreifen, nur weil Sie sich in den Finger schneiden. Beginnen Sie bereits bei einem jungen Hund mit dem Barfen, können Sie die Fütterung sogar zur Erziehung nutzen. Achten Sie darauf, dass Sie Ihrem Hund stets sein Futter vorenthalten können.

Mythos Nummer 8: Barf ist teuer

Nun, verglichen mit einer Dose Billighunderfutter aus dem Supermarkt ist Putengulasch natürlich teurer. Doch, was ist in dem Fertigfutter für knapp 40 Cent enthalten? Sicherlich nichts, was Ihrem Hund zuträglich ist. Fakt ist, dass Sie das Barfen nicht teurer kommt, wenn Sie ohnehin schon auf eine gute Ernährung Ihres Hundes achten und mittel- bis hochwertiges Futter füttern. Vergleichen Sie nun noch die Preise der auf Barf spezialisierten Händler und nutzen Sie Sonderangebote, könnte das Barfen sogar Ihren Geldbeutel schonen. Spätestens bei Futtermittelallergien oder durch das Fertigfutter entstandenen Krankheiten können Sie durch das Barfen sparen. Vergessen Sie nicht: Jeder Gang zum Tierarzt, den Sie durch eine gesunde und natürliche Fütterung vermeiden, spart etliche Euro.

Mythos Nummer 9: Barf geht auch vegetarisch oder vegan

Dieser Mythos ist noch recht neu, wurde aber in den vergangenen Wochen selbst von der Presse aufgegriffen. Fakt ist, dass immer mehr Menschen zu Vegetariern oder Veganern werden und aus tierschutzrechtlichen Gründen auch ihre Hunde und Katzen vegan ernähren möchten. Das ist natürlich Unsinn. Sicherlich gibt es Ausnahmefälle, die die Regel scheinbar bestätigen, doch würde sich kein Hund in der Natur jemals rein vegan ernähren. Hunde sind Carnivoren – sie benötigen Fleisch. Aus Soja hergestelltes Ersatzfleisch kommt niemals an natürliches Fleisch heran, zumal Soja für Hunde unverträglich ist.

Stellen Sie lieber sicher, dass Sie Ihr Frischfleisch aus artgerechter Haltung beziehen, anstelle dem Hund einen unnatürlichen Lebensstil aufzudrängen.