Viele Hundebesitzer klagen darüber, dass ihr Hund sein Futter nicht verträgt. Indem Sie Ihren Liebling barfen, können Sie Verdauungsproblemen, Flatulenzen und Magenkrämpfen sowohl präventiv entgegen wirken als auch viel Gutes für Ihren Hund tun: Denn Barfen entspricht der artgerechten Ernährung des Hundes. Viele Hundehalter berichten nach der Umstellung immer wieder, dass der Hund bereits nach wenigen Wochen ausgeglichener wirkt, das Fell glänzt und Magen-Darm-Beschwerden verschwunden sind (Quelle). Wir geben Ratschläge für die schrittweise Umstellung von sowohl Hund als auch Herrchen.
Schritt 1: Ran an Barf – los geht’s
Sobald Sie sich dazu entschieden haben, Ihren Hund zu barfen, stehen Sie vor der nächsten Frage: Wie sollte der Hund am besten umgestellt werden?
Fastentag einlegen und direkt barfen
Ausgewachsene, junge Hunde ohne gesundheitliche Probleme und Allergien können und sollten am besten von heute auf morgen umgestellt werden. Dazu werden ein oder zwei Fastentage eingelegt und danach direkt das Barf-Futter gereicht. Das dient zur Entleerung des Darms vor der Umstellung, sozusagen eine Entgiftung vom Industriefutter. Außerdem soll so der Appetit des Hundes und die Darmperistaltik angeregt werden.
Alternative für wählerische Hunde: Umstellung nach und nach
Manche Hunde vertragen Fastentage nicht gut. Eine andere Möglichkeit der Umstellung, die vor allem auch von wählerischen oder älteren Hunden besser akzeptiert wird, ist das behutsame Umstellen. Dabei wird täglich ein wenig des Fertigfutters durch rohes Fleisch, Innereien, Eier, Knochen und pürierte Pflanzenkost ersetzt. Wird das Futter zunächst verweigert, hilft oft auch ein leichtes anbraten! Je nachdem wie gut der Hund das neue Futter akzeptiert, wird die Ration immer weiter erhöht, bis das Industriefutter komplett ersetzt wurde. So gewöhnen Sie Ihren Vierbeiner ebenfalls nach ein paar Wochen stabil an Barf. Dafür dauert die Umstellung länger und der Magen-Darm-Trakt ist erst nach einiger Zeit vollständig entgiftet.
Tipp
Was Sie für Ihren Hund tun können, bevor Sie ihn auf Rohkost umstellen: Bieten Sie das gewohnte Trockenfutter nur noch gründlich eingeweicht an! Das Verdauungssystem bekommt so einen „Vorgeschmack“ auf die neue Konsistenz und ist besser für die Umstellung gewappnet.
Umstellung von Alt und Jung: Senioren & Welpen
Auch etwas betagtere Hunde können noch auf Rohkostfütterung umgestellt werden. Hier bietet sich für den Anfang, so wie oben beschrieben, Halb-Barfen, also halb Trockenfutter, halb Barffutter an. Das gewohnte Futter wird nach und ersetzt. Hochwertiges Eiweiß ist hier besonders wichtig. Achten Sie bei der Gabe von Fleisch auf „maulgerechte“ Stücke. Das erfordert für Ihren alten Freund weniger Beiss- und Verdauungsarbeit und strapaziert die Bauchspeicheldrüse nicht unnötig.
Die Umstellung von Welpen ist im Vergleich zu ausgewachsenen Hunden relativ einfach; bester Zeitpunkt hierfür ist mit acht bis zehn Wochen. Beginnen Sie mit kleinen Mengen, füttern Sie deshalb aber selbstverständlich häufiger: mindestens vier Mahlzeiten pro Tag brauchen kleine Welpen bis zur 16ten Lebenswoche. Die Speisen sollten aber in winzige Stücke geschnitten sein! Auch fleischige Knochen, welche wegen ihres Calciumgehalts sehr wichtig sind, sollten unbedingt vor Verfüttern durch den Fleischwolf gedreht werden.
Die erste Barf-Mahlzeit
Hat der Hund gefastet, wird anschließend eine erste Barfmahlzeit gefüttert. Dafür empfiehlt sich:
Leicht verdauliches, mageres Fleisch wie Pute, Hühnchen oder Truthahn. Sehr gerne fressen Hunde auch Hühnerhälse
- Eine Portion püriertes Gemüse oder Obst
- Keine zusätzlichen Öle oder Fette
Die Brocken sollten dabei am Anfang noch etwas zerkleinert werden, damit sich der Darm leichter tut. Auf Knochen und Innereien erst umstellen, wenn sich Ihr Hund sicher an Barf gewöhnt hat.
Schritt 2: Nur Geduld – Erste Komplikationen überstehen
Meistens ist der Hund sowie auch der Hundedarm von Geschmack und Stoffwechsel her noch nicht auf das neue Futter „eingestellt“. Dadurch kann es gerade zu Beginn zu Futterablehnung, Durchfällen, Verstopfung oder sogar Erbrechen kommen. Denn in Barf stecken weder künstliche Aromen, noch ist das Essen bereits vorab zu Brei verkleinert worden. Das heißt für den Hund: Neuer und anfangs ungewohnter Geschmack und deutlich mehr Arbeit für Magen und Darm. Das ist aber ganz normal. Geben Sie Ihrem Liebling deshalb Zeit, sich in individueller Geschwindigkeit an das Unbekannte zu gewöhnen.
Normale Umstellungsreaktionen sind:
- Juckreiz
- Vermehrter Durst durch Knochennagen (jedoch nur anfänglich)
- Schleimhautfetzen oder schmierige Ablagerungen im Kot
Aber Vorsicht: Unterscheiden Sie zwischen „weichem Stuhlgang“ und Durchfall. Hat ihr Hund länger anhaltend wirklich dünnflüssige Kotausscheidungen, die sich auch mit „stopfender“ Kost nicht stoppen lässt, konsultieren Sie bitte umgehend einen Tierarzt. Dahinter kann auch eine ernste Erkrankung stecken, die nicht als „Umstellungsreaktion“ interpretiert werden kann.
Tipps zum „Fressanregen“
Damit es Ihrem Hund etwas leichter fällt, kann man anfangs ein paar natürliche Appetitanreger ins Essen mischen. Dies kann beispielweise Fleischsaft von gebratenem Fleisch, Hühnerbrühe, Milchprodukte wie Quark, Hüttenkäse oder Joghurt, aber auch frisches, gedünstetes und püriertes Gemüse (Zucchini, Kohlrabi, Karotten etc.) sein. Appetitanregend sind beispielsweise auch Himbeeren. Aber Achtung: Alles, was zum Appetitanregen dazu gemischt wird, sollte nicht in diesen Mengen zur Gewohnheit werden!
Schritt 3: Wieviel und was darf gegeben werden?
Futterration individuell ausrechnen
Hat der Hund die neue Futterart akzeptiert und verträgt sie gut, kann man bereits am nächsten Tag mit der Umstellung fortfahren und eine neue Fleischzutat ausprobieren. Zunächst müssen Sie aber ungefähr festlegen, wieviel Futter als Tagesration benötigt wird. Als Richtmaß gilt das Gewicht des Hundes: 2,5% bis 5% des Körpergewichtes.
Für einen 25 kg schweren Hund ergäbe sich so 750g Futter pro Tag. Diese Gesamtmenge sollte sich zu 70%-80% aus Fleischanteil und zu 20-30% vegetarischen Anteils :
Alles, was in die 10 % Kategorie fällt, ist optional wählbar und kann gerade am Anfang durch Fleisch ersetzt werden. Ansonsten gehören zu den 10 % Milchprodukte, Eier, Nüsse oder weitere pflanzliche Komponenten.
Diese Ration können Sie aber auch individuell anpassen und variieren, je nachdem wieviel Bewegung Ihr Hund erfährt. Einem sehr wenig geforderten und kastrierten Hund geben Sie am besten etwas weniger (also nur 2% des Körpergewichts), für einen sportlich stark geforderten Hund können Sie 4%-5% seines Körpergewichts als Ration geben. Zusätzlich können Sie den Fettanteil erhöhen.
Halten Sie regelmäßige Fütterungszeiten ein
Regelmäßige und festgelegte Fütterungszeiten sind vor allem in der Phase der Umstellung auf Barf unbedingt einzuhalten. Denn sie können dabei helfen, das Tier daran zu gewöhnen, wann es etwas zu essen bekommt und wann nicht. Steht den ganzen Tag Fressen zur Verfügung, kommt kein richtiges Hungergefühl auf und kann zu mäkeligen Hunden führen. Während dieser kompromisslosen Zeit der Umstellung ist seitens des Hundehalters aber sehr wichtig auf die Gabe kleiner Leckereien zwischendurch zu verzichten!
Lebensmittel-tabelle für Barf: Fleisch und Gemüse
Als Einstiegsfleisch für die Rohfütterung eignen sich viele Arten: ideal ist es, wenn in den ersten Wochen fettarmes Fleisch mit einem hohen Anteil an leichtverdaulichen Proteinen verfüttert wird. Aber Achtung, Schweinefleisch ist im Barf tabu! Eine einzige Mahlzeit könnte tödlich sein, wenn sich Aujeszky-Viren darin tummeln.
Zutat | Verträglichkeit |
Muskelfleisch | |
Rind | Beliebt; Gutes Einstiegsfleisch für Anfänger |
Pute | Geflügel ist gut geeignet bei Hunden mit empfindlichen Mägen |
Hähnchen | |
Ente | |
Gans | |
Lamm | Besonders gut für Allergiker und als Grundlage für eine Ausschlussdiät |
Pferd | Besonders fettarm |
Wild | |
Ziege | Besonders fettarm |
Hirsch | Unbedingt auf Wurmbefall untersuchen! |
Kaninchen | Besonders fettarm |
Exoten | |
Känguru | Ausgezeichnet bei Ausschlussdiäten, Futterunverträglichkeiten und Reduktionskost |
Guanako | Ausgezeichnet bei Ausschlussdiäten, Futterunverträglichkeiten und Reduktionskost |
Bei Pflanzenkost im Barf ist zu beachten: Damit der Hund diese überhaupt aufnehmen kann, muss die vegetarische Kost zuerst püriert werden. Denn nur dadurch werden harte Zellstrukturen zerstört und der Verdauungsschlauch des Hundes kommt gut damit klar. Besser meiden sollten Sie jedoch säurehaltiges Obst wie Orangen, Mandarinen, Ananas oder Kiwis.
Zutat | Inhaltstoffe | Wie füttern? | Verträglichkeit |
Gemüse und Obst | |||
Karotten | Reich an Karotinen, Vitaminen, Pektin | Regelmäßig und häufig füttern | Ideal als Schonkost, Pektin schützt die Magenschleimhaut |
Salate | Chlorophyll, pflanzliche Eiweiße, Spurenelemente | Gründlich waschen und regelmäßig füttern | |
Sellerie | Hoch konzentrierte ätherische Öle, Kalium, Folsäure | In kleinen Mengen geben | Darf während einer Behandlung mit Antibiotika nicht gefüttert werden! Leicht harntreibend |
Zucchini | Bitterstoffe und gesundheitsfördernde Schleimstoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente | Vor dem Pürieren schälen und unter das vegetarische Mus geben | |
Äpfel | Etwa 300 gesunde Biostoffe, u. a.Vitamin C und B, Kalium, Kalzium, Phosphor, Eisen, Natrium, Zucker | Reichlich, entweder püriert im Futter oder in kleinen Stücken als Snack, | Keine Apfelkerngehäuse mitfüttern, da die enthaltenen Kerne giftige Blausäure enthalten |
Bananen | Vitamin- und Mineralstoffreich, besonders an Kalium | Die süße Frucht püriert unter die Mahlzeit mischen | Kann bei übermäßiger Fütterung zu Verstopfung führen; sehr süß |
Birnen | Vitamin C, B-Vitamine, Magnesium, Kalium und Kalzium, auch Zink, Kupfer, Jod | Regt die Peristaltik an, daher nicht zu häufig füttern.Richtwert: 2 – 3 kleine Birnen / Woche | Unterstützen das Abschwemmen von Harnsäure, kann unterstützend bei Gicht, Rheuma und Arthritis wirken;Sehr säurehaltig |
Beeren | Reich an Antioxidantien | Gelegentlich eine Handvoll Beeren unter das Futter mischen | Stärken die Abwehrkräfte und helfen bei Durchfall. Achtung in gemischten Hauhalten: Katzen dürfen nur mit Fleisch gebarft werden. Einige Beerensorten können für Katzen tödlich sein! |
Fische | |||
Lachs | Wertvolle Eiweiß- und Vitaminquelle (A und D) | Fisch alle zwei bis drei Wochen verfüttern | Leicht verdaulich |
Hering | Hoher Gehalt an Vitamin D und B12, Omega-3-Fettsäuren, Jod, Zink | Rohen Hering nur füttern, wenn er vorher tiefgefroren war! | |
Öle und Nüsse Öle können dabei helfen, die Gasbildung nach dem Verzehr leicht blähend wirkender Obst und Gemüsesorten zu reduzieren. | |||
Native Pflanzenöle | |||
Lein-, Walnuss-, Raps-Öl | Omega-3-Fettsäuren, Vitamin E | Öle nicht in zu großen Mengen verabreichen, da sie zu Durchfall führen können | |
Tierische Öle | |||
Lachsöl | Sehr hoher Gehalt an Omega-3-Fettsäuren | Die Tagesdosis sollte für einen 20 kg schweren Hund 1 TL nicht überschreiten! | |
Nüsse | |||
Nüsse | Reich an wichtigen ungesättigten Fettsäuren, fett- und wasserlöslichen Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen; besonders Zink | Zweimal wöchentlich ein gehäufter TL – sonst bekommt der Hund zu viel auf die Rippen;möglichst fein gemahlen über den vegetarischen Brei streuen | Unreife Walnüsse (mit zarter grüner Haut) dürfen nicht verzehrt werden: giftig! |
Tierische Produkte | |||
Eier | Hochwertiges, leichtverdauliches Eiweiß, Schale: Kalziumquelle | Achtung: Wenn roh, dann nur das Eigelb verfüttern, da das Eiklar Stoffe enthält, die sich negativ auf die Gesundheit des Hundes auswirken können. Gekocht kann das gesamte Ei (inkl. Schale) gegeben werden |
Verbote für Ihren Vierbeiner
Im Barf gibt es auch eine Liste von toxischen Lebensmitteln: Einige Fressalien gehören auf keinen Fall in den Futternapf des Tieres, weil diese in größeren Mengen tödlich wirken können. Dazu zählen beispielsweise:
- Weintrauben und Rosinen
- Lorbeer
- Zwiebeln
- Kartoffeln (roh)
- Hülsenfrüchte (roh)
- Sprossen
- Auberginen
- Kakao und Schokolade
- Macadamianüsse
Informieren Sie sich unbedingt vorab, wenn Sie neue Lebensmittel zum Speiseplan des Vierbeiners hinzufügen möchten. Dieses Obst und Gemüse können Sie Ihrem Hund ohne Bedenken füttern.
Umstellung auf Milchprodukte
Milchprodukte sind eine wunderbare Eiweiß- und Fettquelle. Die Befürchtung, dass diese mehr schlecht als recht sind, kommt von Unverträglichkeitsreaktionen von Hunden nach Milchkonsum. Denn: Bei einem ausgewachsenen Hund ist das Enzym Laktase, welches Milchzucker spaltet, kaum mehr vorhanden. Dennoch kann man erwachsene Hunde langsam an Kuhmilch heranführen und sie daran gewöhnen. Mit zunächst ein paar Tropfen, die in der Menge langsam gesteigert werden, reagieren Hunde auch später nicht mehr mit Durchfall.
Aber Achtung: Während einer Therapie mit Antibiotika sollten Sie keine Milchprodukte füttern, da diese womöglich in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt werden.
Jeder kann barfen – es braucht nur Zeit
Die Umstellung auf Barf sollte in jedem Fall in mehreren bedachten Schritten, die außerdem individuell an Ihren Hund angepasst sind, erfolgen. Je nach Alter des Hundes und je länger er Fertigfutter bekommen hat, desto anstrengender ist für ihn – wie auch für Sie – die Umstellung. Je jünger ein Hund ist und desto kürzer der Zeitraum der Fertigfuttergabe, desto schneller wird er sich an den neuen Schmaus gewöhnen. Barfen Sie gut!
Grafik erstellt mit: Piktochart
© iStock: Philipp Stevens; Diego Cardini