Corona mit Tieren

Die Corona Pandemie geht in ihr nunmehr drittes Jahr. Lockdown, Maskenpflicht, AHA-Regeln – Corona hat nicht nur unser Vokabular erweitert, sondern auch den Haustierbestand in der Republik. Die fleißigen Datensammler von Statista haben zwischen 2019 und 2020 einen Anstieg von circa 25 % in Sachen neu registrierter Hunde bei der Tierschutzorganisation Tasso e.V. erkannt. Einen ähnlichen Anstieg gibt es unter den Katzenhaltern. PETA hat den Anstieg in konkrete Zahlen gefasst: Im Vergleich zum Vorjahr lebten 2020 rund 1,6 Millionen Katzen und Hunde mehr in deutschen Haushalten. Auch die Haltung von Kleintieren hat deutlich zugenommen.

Nach dem Lockdown ist vor dem Tierheim

Einsamkeit, mehr Zeit als gewohnt, fehlende soziale Kontakte im Home-Office: Es gab und gibt viele Gründe, im Zuge der Pandemie mit einem tierischen Mitbewohner zu liebäugeln. Gerade in Haushalten mit Kindern bieten Hund und Katz die dringend benötigte Ablenkung von Spielkonsolen, Tablet-Schooling und fehlenden Spielkameraden. Was dummerweise von einigen neuen Haustierbesitzern vergessen wurde (oder sollen wir lieber sagen: verdrängt?): Ein Lockdown ist irgendwann auch wieder vorbei. Wenn der Chef dann wieder ins Büro ruft, wird es schnell eng mit dem Gassigehen. Plötzlich passt die Zeit, die ein Haustier völlig zu Recht einfordert, nicht mehr in die persönliche Tagesplanung. Ganz im Sinne der Wegwerfgesellschaft hat das Tier dann seine Schuldigkeit getan. Das Tier darf gehen.

Nach dem Lockdown ist vor dem Tierheim

Tierärzte am Limit

Hunde und Katzen können sich mit dem Corona Virus infizieren, so schreibt es der SPIEGEL in einem Artikel aus Juli 2021. Die Erkrankung verläuft bei Tieren jedoch weitestgehend symptomlos und eine Übertragung vom Haustier auf den Menschen ist nach aktuellem Stand der Wissenschaft unwahrscheinlich. Dennoch sind Tierarztpraxen und -kliniken landauf, landab am Limit. Neben den Kontaktbeschränkungen, die die Anzahl durchgeführter Behandlungen drastisch limitiert, stellt vor allem die Unbedarftheit vieler Neu-Haustierbesitzer die Tierärzte vor große Probleme. Da der innerdeutsche Markt die gestiegene Nachfrage vor allem nach Hundewelpen nicht mehr befriedigen kann, greifen die Menschen auf dubiose Anbieter aus dem Ausland zurück. Diese Tiere aus profitorientierter „Produktion“ sind oft in einem erbärmlichen Zustand und leiden unter schweren, nicht auf den ersten Blick erkennbaren Krankheiten. Die Tiere blockieren die Kapazitäten der Veterinäre zusätzlich – und schleppen stellenweise neue, in Deutschland eher unbekannte Krankheiten ein. Hinzu kommt, dass sich nicht jeder Halter die mitunter teuren Behandlungen leisten kann oder leisten will. Im günstigen Fall landen die kranken Tiere dann im Tierheim, im schlimmsten Fall angebunden an der nächsten Raststätte.

Warum sind Tiere in der Corona Pandemie eigentlich so gefragt?

Dass Haustiere positive Effekte auf das Wohlbefinden von uns Menschen haben, ist bekannt. Die schnurrende Katze streicheln senkt den Blutdruck, die bedingungslose Liebe eines Hundes fördert die emotionale Stabilität – kurzum, die Wissenschaft belegt eindrücklich, dass Haustiere der Gesundheit zuträglich sind. Eine Umfrage, durchgeführt im April und Juni 2020 durch eine Dozentin der englischen University of York, drückt in Zahlen aus, was Menschen mit tierischen Freunden schon lange wissen: Haustiere stellen eine wichtige Quelle der emotionalen Unterstützung dar. Haustierbesitzer fühlen sich weniger einsam und – bezogen auf die Lockdowns – weniger isoliert. Und genau hier sind wir beim Grund dafür angelangt, dass im Zuge der Corona Pandemie ein regelrechter Run auf Haustiere stattfindet. Die Tiere können zwar soziale Interaktionen mit anderen Menschen nicht ersetzen, aber sie helfen dabei, die in Zeiten des Lockdowns entstehende Lücke zu füllen.

Allerdings, soviel muss gesagt sein, gibt es bei dem ganzen Licht auch Schatten. In einer internationalen Studie unter Haustierbesitzern wurde nämlich festgestellt, dass unsere tierischen Freunde zusätzlichen Trost spenden – allerdings auch neue Sorgen entstehen lassen. Die pandemischen Einschränkungen lassen nicht wenige Haustierfreunde um das Wohlergehen ihrer Lieblinge bangen. Rund 62 Prozent der in der Studie befragten Haustierbesitzer gaben an, dass während der Corona Pandemie die Lebensqualität ihres Tieres stark abgenommen habe. Gerade Hunde lassen sich von den Emotionen ihrer Halter „anstecken“. Geht es dem Menschen nicht gut, leidet auch das Tier. Insbesondere die Fragen, ob der geliebte Hund genug Auslauf bekommt, wenn eine Quarantäne droht, oder die Versorgung mit Tierfutter im Lockdown gesichert ist, löste bei den Studienteilnehmern zusätzliche Sorgen aus.

Kinder, Tiere und Corona

Kinder leiden besonders unter den Einschränkungen während der Pandemie. Vor allem fehlende soziale Kontakte zu Gleichaltrigen und drastisch erhöhte Bildschirmzeiten setzen den Kleinen zu. Wenn keine Geschwister im Haushalt sind und die Eltern im Homeoffice arbeiten müssen, fehlt es an dringend benötigtem sozialen und emotionalen Austausch. Nachvollziehbar ist es hier, dass viele Eltern im Laufe der Corona Pandemie ihrem Nachwuchs den lange gehegten Wunsch nach einem tierischen Freund erfüllt haben. Kinder lieben die Natur – und Haustiere sind ein Teil davon. Doch Haustiere sind für Kinder viel mehr als „nur“ ein tierischer Mitbewohner. Hunde und Katzen werden für Kinder zu Freunden, denen man alles erzählen kann. Und um Freunde muss man sich kümmern und dessen Bedürfnisse respektieren. Unruhige Kinder werden durch ihre tierischen Freunde ruhiger, ausgeglichener und verbringen weniger Zeit vor dem Bildschirm.

Hunde und Katzen werden für Kinder zu Freunden

Fazit

Sie merken, wir sind in Bezug auf Corona und Tiere etwas zwiegespalten. Einerseits sehen wir natürlich die positiven Effekte, die Haustiere gerade in den nervigen Lockdownzeiten auf uns Menschen haben. Andererseits sehen wir aber auch, dass leider viele der Haustiere nur als Zeitvertreib angeschafft wurden und im Tierheim landen, nachdem sie den Bedarf ihrer Halter nach ein wenig Ablenkung erfüllt haben. Wie ist Ihre Meinung zu dem Thema? Schreiben Sie uns gerne Ihre Erfahrungen. Wir freuen uns auf einen Austausch!