Katzen barfen – Oder: Auch was die Maunz kennt, das frisst sie nur vielleicht

Hunde barfen ist eine vielleicht nicht immer einfache, aber im Großen und Ganzen doch dankbare Angelegenheit. Fleisch in den Napf, passende Supplemente dazu, servieren und der Hund ist zufrieden. Ganz abgesehen davon, dass der Napf in kurzer Zeit ratzekahl leer ist, wird auch bei Herrchen und Frauchen das gute Gefühl hinterlassen, in Sachen Ernährung alles richtig gemacht zu haben.

Auch Katzen können gebarft werden. Sollten sie sogar, denn hochwertiges Futter ohne industrielle Zusätze verlängert auch ein Katzenleben – vom Plus an artgerechter Ernährung und dem Minus für die großen Konzerne mal ganz abgesehen. Mit ein wenig mehr Aufwand dem Stubentiger etwas Feines servieren: Der Autor dieses Textes hatte große Pläne, was die Ernährung seiner beiden Kater anbelangt. Allerdings hat er die Rechnung ohne die Katz‘ gemacht. Freuen Sie sich auf einen kleinen Einblick in die wundersame Welt der Katzen, die vor vollen Näpfen sitzen.

Die wundersame Welt der Katzen, die vor vollen Näpfen sitzen.

Vorhang auf für Rocky und Charlie

Greifen wir zu Beginn das Thema Corona mit Tieren auf. Es war nämlich mitten im ersten Lockdown 2020, als die Dame des Hauses – unterstützt durch starke Argumente eines Sechsjährigen – die Trostlosigkeit des Daseins ohne Tiere im Haus erneut auf den Tisch brachte („Und außerdem bist du jetzt ja eh zu 100 % im Home Office. Da wären die Tiere nie allein. Und du auch nicht!“). Keine Nager, keine Vögel – und keine Spinnen. So die familieninterne Einigkeit. Auch Hunden kann man in einer Etagenwohnung mitten im Ruhrpott kein wirklich schönes Leben ermöglichen. Aber Katzen! Katzen sind doch eine echte Bereicherung: Possierlich, eigenwillig – und so unendlich flauschig. Bei einer derartig stringenten Argumentationskette kann auch der stärkste Hundefreund nicht Nein sagen. Und wenn dann noch, Zufälle machen das Leben aus, der Tierschutz dringend ein neues Zuhause für zwei Kitten sucht – den Rest können Sie sich denken. So zogen also mitten in der Pandemie Charlie und Rocky ein – ein Kater-Pärchen, das sich auf der Straße kennen und lieben gelernt hat. Ein laufendes Fellknäuel aka „Dicke Maunz“ (Rocky) und eine filigrane, katzgewordene Bergziege – die „kleine Maunz“ mit Namen Charlie.

Artgerechte Ernährung versus Kater

Wer sich selbst möglichst hochwertig und gesund ernährt, der macht sich auch um die Ernährung seiner tierischen Mitbewohner Gedanken. Und stößt so über kurz oder lang bei den Recherchen im Netz auf das Thema „Katzen barfen“. Es ist ja eigentlich logisch, dass Felis Catus in seiner Rolle als Fleischfresser eine erlesene Auswahl naturnaher Köstlichkeiten, auf einem Tellerchen in blutig-saftiger Sauce serviert, lieben muss. Denkt Mensch, und füllt den Warenkorb mit Köstlichkeiten von Geflügel, Rind, Pferd und ja, auch Maus. Diese zwar fein gewolft („Du willst doch jetzt nicht ERNSTHAFT Babymäuse verfüttern?!?“), aber dennoch wohl am nächsten dran an natürlicher Nahrungsquelle.

Um allen Fragen vorwegzugreifen: Ja, das Maus-Püree kam bestens an. Um konkreter zu werden, wurde seitens der beiden Kater noch keine Mahlzeit in einer solchen Geschwindigkeit und mit derartiger Leidenschaft verspeist wie die allererste Portion gewolfter Maus.

Was bei der Morgen-Fütterung noch als lukullischer Hochgenuss gefeiert wurde, war am Abend des gleichen Tages jedoch eine mausgewordene Strafe auf dem Teller. Während Rocky „Dicke Maunz“ voller Ablehnung und mit größter Beharrlichkeit mit der Pfote auf dem Boden vor seinem Tellerchen scharrte, sagte der Blick der kleinen Maunz nur eines: „Nochmal so ne Sauerei – dann fresse ich dich, Mensch“.

Katzen barfen heisst Abwechslung barfen

Liest man sich in die Infos rund um das Thema Ernährung für Katzen ein, lautet eine weit verbreitete Aussage, dass Katzen Gewohnheitstiere sind – auch und gerade was das Essen anbelangt. Die beiden Protagonisten dieser Geschichte hier lieben ebenfalls ihre kleinen Gewohnheiten, Rituale – und vor allem ihre ganz eigenen katzischen Regeln. In diesem Fall lautet die wichtigste Regel überhaupt: Frühstück und Abendbrot dürfen nicht gleicher Natur sein. Abwechslung muss auf den Tisch. Es ist dabei völlig unerheblich, ob es sich bei den Speisen um Karkassen vom Huhn, gewolften Elch oder Kaninchen handelt: Einmal am Tag reicht eine servierte Spezies, jede Form der Zweitverwertung wird eiskalt ignoriert. In trauter Innigkeit sitzen in diesem Worst-Case-Szenario zwei ausgewachsene Kater vor ihrem Essen – und starren fassungslos auf ihre Näpfe. Und tun dies so lange, bis Mensch die einst liebevoll ausgesuchte Spezialität aus Sorge um eine nahende Verwesung stirnrunzelnd entsorgt.

Abwechslungsreiches Barf: Hier aus Hirsch …
… und hier aus Kaninchen.

Es kommt auch auf die Textur an

Auch wenn es sich zunächst nicht so lesen mag: Das Barfen von Katzen funktioniert überaus gut – mit viel Gelassenheit und einer intensiven Beobachtung der Fellnasen. Um nochmal die gewolfte Maus aufzugreifen: Am nächsten Morgen wurden die servierten Portionen der gleichen Maus dankend (und offensichtlich auch zufriedenstellend) verspeist. Der Abstand der Nacht brachte den kleinen Nager in den Vorlieben wohl wieder weit nach oben auf der Speisekarte. In weiser Voraussicht wurde durch die Dosenöffner für den kommenden Abend bereits eine Geflügelkarkasse aufgetaut, ebenfalls in gewolfter Form. Der Lerneffekt dieses Versuches: Trotz dem unterschiedlichen Fleisch blieb das Geflügel am Abend – Sie ahnen es bereits – unangetastet. Es benötigte einige Versuche, bis des Rätsels Lösung sich offenbarte. Es ist nicht nur die Wiederholung, sondern auch eine ähnliche Textur des Fleisches, die nicht gewünscht wird. Morgens gewolft – dann darf am Abend gerne feineres Fertig-Barf kredenzt werden. Morgens größere Stücke, dann abends aber bitte eine wesentlich sämigere Konsistenz. Mit diesem erworbenen Wissen ist das Barfen von Katzen bei Charlie und Rocky zu einem vollen Erfolg geworden und gelingt mittlerweile ohne Rebellionen vor dem Tellerchen.

Das Ziel ist erreicht: Das Barfen von Katzen funktioniert.

Fazit

Das Experiment „Barfen meiner Katzen“ kann gelingen – werden die individuellen, stellenweise völlig abwegigen und kuriosen Eigenheiten der Stubentiger vor allem in der Phase der Ernährungsumstellung beachtet. Verzweifeln Sie nicht, wenn beim ersten Barfen auch Ihre Katzen auf Näpfe starren. Sie haben das Richtige serviert – nur zur falschen Zeit.