Mit dem aktuellen EU-weiten Forschungsprojekt »Notox« haben es sich Forscher zum Ziel gesetzt, Kosmetik-Tierversuche durch eine Kombination aus Computersimulationsmodellen und Zellkulturen zu ersetzen. Das Projekt wird mit 9 Millionen Euro von der EU und dem Europäischen Kosmetikverband finanziert. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche begrüßt diese Initiative als wichtigen Baustein für eine tierversuchsfreie Zukunft.
Tierversuche für Kosmetika sind in der EU seit März 2013 prinzipiell verboten, allerdings gibt es zahlreiche Schlupflöcher. So fallen viele kosmetische Inhaltstoffe unter die Prüfvorschriften für Chemikalien, die großteils Tierversuche beinhalten.
Innerhalb von sechs Teilprojekten, die mit insgesamt 50 Millionen Euro gefördert werden, sollen nun mit einer durchdachten Kombination aus computerbasierten Modellen und Forschung an menschlichen Zellkulturen Untersuchungen zur Giftigkeit von Substanzen vorgenommen werden, um Gefahren für den Verbraucher zuverlässig vorhersagen zu können. Vorhandene Literatur wird ausgewertet und die gewonnenen Erkenntnisse in einer Datenbank dokumentiert. Im Fokus der Forschungen steht die Entwicklung von tierversuchfreien Teststrategien in den Bereichen der Giftigkeit auf den ganzen Körper sowie der Giftigkeit bei wiederholter und Langzeit-Gabe.
Die standardmäßig zur Testung von Chemikalien und anderen Substanzen durchgeführten entsprechenden Tierversuche sind äußerst qualvoll. So wird Ratten oder Mäusen eine Substanz per Magensonde über einen längeren Zeitraum eingegeben. Je nach Art und Menge des verabreichten Stoffes winden sich die Tiere im Todeskampf oder haben Krämpfe, Durchfall, Fieber, Schüttelfrost oder Lähmungen. Die Tiere sterben an dem Gift oder werden zu bestimmten Zeitpunkten getötet.
Nach Ansicht des Ärztevereins zeigt das aktuelle EU-Projekt, wie eine zukunftsfähige und sinnvolle Forschung ohne Tierversuche aussehen kann, zumal solche Verfahren immer wieder den Beweis erbringen, dass sie im Gegensatz zu Tierversuchen eine für den Menschen relevante Aussagekraft haben. Eine Abkehr vom Tierversuch ist daher nicht nur im Kosmetik-Sektor sinnvoll und notwendig.
Aus diesem Grund spricht sich die Ärztevereinigung dafür aus, das Projekt nicht nur auf den Teilausschnitt Kosmetik zu fokussieren, sondern von Beginn an vorausschauend auf die Anwendung beispielsweise in der Testung von Chemikalien und Pestiziden auszuweiten.